Ein Film über das vermutlich größte Sozialforschungsprojekt der Welt
Im Süden Asiens, tief im Himalaya zwischen Indien und China, liegt Bhutan. Das Land ist in etwa so groß wie die Schweiz. 80% davon liegen auf eine Höhe von über 2000 Meter. Rund 700.000 Menschen leben in Bhutan, 70% von ihnen sind Bauern. Es gab Bergpfade, keine Straßen, ehe eine geteerte Straße von Indien bis in die Hauptstadt Bhutans, Thimphu, kam.
Mit Indien schloss Bhutan 1949 einen Freundschaftsvertrag, demzufolge Indien die außenpolitischen Beziehungen Bhutans wahrnimmt und Wirtschaftshilfe leistet. Ansonsten war das Land im Himalaya vollkommen isoliert. Unter der Herrschaft von König Jigme Dorje Wandchuck begann es sich ab 1961 zu öffnen. 1972 übernahm der Sohn Jigme Singye Wangchuck das Zepter und setzte den Reformkurs seines Vaters fort. 1974 kamen die ersten Touristen, 1982 wurde ein Flughafen gebaut, seit 1999 gibt es bhutanisches Fernsehen.
Jigme Singye Wangchuck wurde 1979 in einem Interview gefragt, wie hoch das Bruttoinlandsprodukt Bhutans sei – es war damals das niedrigste weltweit. Er antwortete: „Das Bruttonationalprodukt interessiert mich nicht. Mich interessiert das Bruttonationalglück.“ Dies steht inzwischen auch in der nationalen Verfassung (Artikel 9, Absatz 2): „Der Staat bemüht sich, jene Bedingungen zu fördern, die das Streben nach Bruttoinlandsglück ermöglichen.“ Im Jahr 2006 hat Jigme Singye Wangchuck abgedankt. Seit 9. Dezember 2006 ist sein Sohn, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, König von Bhutan.
Das Land möchte sich weiter der Welt öffnen und modernisieren, doch nicht dem Materialismus erliegen und schon gar nicht seine Seele verkaufen. Der Maßstab für diese Entwicklung ist das Bruttoinlandsglück. Um dieses zu ermitteln, hat das Land die Lebensverhältnisse und Stimmungslagen erforscht – in einer einzigartigen Umfrage. 7.000 zufällig ausgewählte Einwohner wurden befragt – mit einem umfangreichen Fragebogen. 249 Hauptfragen enthielt er. Hinzu kamen Detailfragen. Insgesamt waren es schätzungsweise 1.000 Fragen, die sich um Wünsche, um Sehnsüchte, um Infrastruktur, Spiritualität und Psychologie, um das Leben, das Privatleben der Menschen drehten. Entwickelt wurden die Fragen am Centre for Bhutan Studies, Thimphu. Etwa drei Stunden dauerte eine Befragung, die von fünf Forschungs-Teams durchgeführt wurde.
Der österreichische Regisseur Harald Friedl hatte das Glück – besser: erhielt die Ehre – zwei Forschungsteams begleiten zu dürfen. „Zur Zeit des Gross National Happiness Surveys wurde kein anderes Filmteam ins Land gelassen. Bhutan wollte keine kurze, knappe Berichterstattung darüber. Wir waren exklusiv im Land, ohne dass wir je darum gebeten hätten.“ Es war eine Reise, die acht Monate dauerte und über die der Regisseur in dem Film „What happiness is“ berichtet.
Am Ende ihrer mehrmonatigen Forschungsreise kehren die Teams in Begleitung der Filmcrew in die Hauptstadt Thimpu zurück. Statistisch gesehen bringt der Fragebogen klare Ergebnisse: 41% der BhutanerInnen bezeichnen sich als glücklich. Männer sind glücklicher als Frauen, Junge glücklicher als Alte und Menschen mit Bildung glücklicher als Ungebildete. Arbeitslose sind glücklicher als Arbeiter und Bauern. Singles glücklicher als Verheiratete. Besonders zufrieden sind die Menschen mit ihrer Gesundheit, der Natur, ihrer psychischen Verfassung und mit dem sozialen Leben.
Die DVD „What happiness is – Auf der Suche nach dem Glück“ regt zum Nachdenken an – über uns und die Dinge, die für uns selbstverständlich sind.