BBB: Herr Rasch, aufgrund der europäischen Schuldenkrise ist in der Immobilienbranche 2013 eine leichte Eintrübung zu erwarten. Was bedeutet das für die Wohnungswirtschaft?
Walter Rasch: Zunächst einmal: Die Immobilienwirtschaft ist der größte Darlehensnehmer der Volkswirtschaft. Maßnahmen wie SOLVENCY II und BASEL III sehen strengere Eigenkapitalvorschriften für Versicherungen und Banken vor und haben zur Folge, dass beide mehr Eigenkapital sicherstellen müssen. Das wiederum verteuert die Ausgabe von Krediten – trotz der niedrigen Gesamtzinsen.
Ein weiterer Aspekt ist, dass die Investoren den Kredit, den sie früher bei einer Bank erhielten, nun auf mehrere Banken verteilen müssen. Das ist für die Immobilienbranche mit einem höheren Aufwand verbunden und erschwert unsere Tätigkeit. Da die Gewinnmargen ohnehin schmal geworden sind und die Renditen zwischen 2 und 4 % liegen, kann es passieren, dass sich Investitionen nicht mehr lohnen.
BBB: In welchen Bereichen erwarten Sie eine positive Entwicklung?
Walter Rasch: Im Bereich der Eigentumsbildung. In Ballungszentren und ballungsnahen Zentren brummt der Verkauf von Eigentumswohnungen. Das bleibt auch so, sofern die Grundstücke verfügbar sind.
BBB: EU und Bundesregierung halten überraschende Neuerungen bereit.
Walter Rasch: Da fällt mir zuerst der aktuell diskutierte Vorschlag der SPD ein. Ich halte ihn für eine Katastrophe. Wenn die Mieten gedeckelt und an die ortsübliche Vergleichsmiete angekoppelt sind, wird die Neubautätigkeit zurückgehen, weil die Unternehmen ihre Investitionen über die Mieten nicht mehr refinanzieren können.
Ansonsten bereitet uns die Verschärfung der Energieeinsparverordnung (EnEV) viele Sorgen. Die erhöhten energetischen Anforderungen und fehlende steuerliche Erleichterungen im Zusammenhang mit der Energiewende werden sich negativ auf den Wohnungsmarkt auswirken.
BBB: Welche Rahmenbedingungen braucht die Wohnungswirtschaft?
Walter Rasch: Derzeit wird an mehreren Stellschrauben gleichzeitig rumgefummelt. Das verschlechtert die Rahmenbedingungen für Immobilien, führt zu Irritationen und zu einem Investitionsstau. Als gewerblicher Vermieter und Instandhalter investiere ich doch nicht, wenn das Risiko besteht, dass ich meine Mieten nicht mehr bekomme. Die Wohnungswirtschaft tätigt langfristige Geschäfte. Dafür brauchen wir Klarheit und Verlässlichkeit, auch im Bereich der Förderung. Ich meine damit keine Vollkostenförderung, sondern Anreizförderung. Wir brauchen ebenso steuerliche Anreize.
Erschienen in BundesBauBlatt 1-2/2013 und online unter www.bundesbaublatt.de