Tradition und Moderne prallen beim Contemporary Jewish Museum gekonnt und spannungsreich aufeinander.
Historische Industriebauten werden häufig als Kathedralen der Arbeit bezeichnet. Der Vergleich hat was, denn die Gebäude strahlen Würde aus und faszinieren durch ihre imposante Architektur. Ist ihre Umnutzung geplant, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man restauriert und ergänzt das Vorhandene behutsam oder man sucht bewusst den Kontrast, die Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen.
Kristalline Formensprache
Daniel Libeskind entschied sich beim Contemporary Jewish Museum (CJM) in San Francisco für letzteres. Das Museum befindet sich in der Jessie Street Power Substation, einem 1907 errichteten Umspannwerk, das für die museale Nutzung umgebaut und erweitert wurde. Getreu seiner Maxime, dass Bauwerke wie Diamanten aus dem Boden wachsen sollen, streben die beiden Anbauten aus dem Erdreich und erheben sich über die historische Bausubstanz. Libeskind verlieh ihnen die Form von spitzwinkligen Prismen, die er außen mit rautenförmigen, blau-metallisch schimmernden Stahlpaneelen verkleiden ließ. Das Ergebnis sind gebaute Kristalle, die durch unregelmäßig angeordnete Fenster von innen heraus leuchten.
Den Grundriss des CJM leitete Libeskind aus dem hebräischen Wort „L’Chaim“ (Leben) sowie den Silben „chai“ und „yud“ ab. Er will damit zum Ausdruck bringen, dass Buchstaben nach der jüdischen Tradition nicht nur einfache Zeichen darstellen, sondern an der Geschichte eines Landes beteiligt sind, quasi den Quell des Lebens symbolisieren. Und wie das wirkliche Leben hält auch das Contemporary Jewish Museum für die Besucher jede Menge Überraschungen bereit.
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